Dienstag, 7. September 2010

Gedanken über Leben, Liebe, Glück und Tod


Leben und Tod stehen in immerwährender Konkurrenz miteinander. Erstes will leben. Zweiter will sterben. Erstes will Leben gebären. Zweites will Leben töten. Sie können nicht anders – sie müssen es tun, denn sie unterstehen ihren jeweiligen Gesetzen, nach denen sie handeln. Unsere schöne Welt ist nach ihren Gesichtspunkten eingerichtet: leben und sterben – kommen und gehen. Diese Erfahrungen machen alle Lebewesen, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze.


Das Leben ist die Quelle der Freude. Der Tod die Quelle der Trauer. So sehen es zumindest die meisten von uns. Doch könnte nicht auch der Tod eine Quelle der Freude sein, wenn man bedenkt, dass alles Leben ewig ist. Ist der Tod vielleicht gar nicht so schlimm, wie wir vermuten? Ist er vielleicht nur eine Umwandlung vom jetzigen Leben in ein anderes, Neues? Wer weiß es? Fragen, nichts als Fragen. Wer weiß die Antworten?

Vielleicht ist diese Umwandlung ja ganz einfach nur eine Verwandlung, sozusagen: Aus alt mach neu! Wenn wir sterben, legen wir unseren alten Körper ab, so wie man einen Mantel an der Garderobe abgibt. Kommen wir wieder auf diese Welt, dann wird uns ein neuer Mantel ausgehändigt. Denn wer möchte schon in einem neuen Leben in einem alten und vielleicht sogar zerschlissenen Mantel herum laufen? Der neue Mantel wird ja wieder von ganz allein alt, faltig und schmutzig. Und manchmal, am Ende seiner Tage, wirkt er mitunter sogar hässlich und unmenschlich. Bitte erschrecke jetzt nicht, gehst du aber mit offenen Augen durchs Leben, dann weißt du, wie ich es meine.

Welch eine große Freude ist es, wenn eine Frau ein Kind gebärt – wenn sie und ihre Familie sieht wie es aufwächst, es wohl gedeiht, glücklich und gesund ist. Welch eine tiefe Trauer aber legt sich über dieses irdische Glück, stirbt das Kind aus irgendeinem Grunde. Glück, ganz gleich um welches es sich handelt, ist zerbrechlich wie Glas. Glück, kann auf Erden nicht von Dauer sein. Es kommt und geht wie es will. Das Gefühl von Glück hält nicht ein ganzes Leben lang an. Glück besteht aus Momenten.

Denke an deinen ersten Kuss. Wie glücklich warst du? Konntest du diesen Glücksmoment in aller Frische durch dein ganzes Leben hindurch bewahren? Denke an dein erstes geschlechtliches Erlebnis, wie Ströme des Glücks dich durchfluteten. Konntest du diese Glücksflut ins Alter hinüber retten? Denke an deinen Hochzeitstag, an das Glück in den Augen deiner Frau, deines Mannes. Konntest du diesen Glücksmoment in deinem Herzen festhalten? Denke an die Geburt eurer Kinder. Du warst sicher überglücklich endlich deinen Sohn, deine Tochter in Händen zu halten.

Glück,Glück und immer wieder Glück! Solches Glück geschieht ein ganzes Leben lang in dir und um dich herum. Aber immer sind es nur Glücksmomente. Sie gehen, wie sie gekommen sind. Nur in deiner Erinnerung leben sie,immer mehr verblassend,weiter – und gerne denkst du an diese schönen, immer glücklichen Zeiten zurück.

Glücksmomente können aber auch von ganz „banalen?“ Dingen oder Handlungen ausgehen, wie zum Beispiel am Strand, wenn du eine Hand voll weißen Sand durch deine Finger rieseln lässt und sich das helle Sonnenlicht in jedem Sandkörnchen in den buntesten Farben bricht. Glück kann auch sein, wenn du über eine Blumenwiese gehst und dich über die vielfältigen Blüten und Gräser freust.

Du siehst also, Glück hat viele Facetten und ist Bestandteil deines Lebens. Daher suche nie dein Glück in großen Ereignissen, weil es doch oft und überhaupt, meistens nur im Kleinen, im Verborgenen zu finden ist. Genieße aber alle deine Glücksmomente, egal wo und wie sie auf dich zukommen – und bewahre sie tief in deinem Herzen, dein ganzes Leben lang.

Ohne unser zutun treten wir in dieses Leben. Und ohne, das wir es wollen, verlassen wir es wieder. Zwischen Kommen und Gehen kann eine kurze oder auch lange Lebensspanne sein. Egal, es ist wie es ist, keiner von uns weiß wann der Tod kommt – und das ist gut so. Richte also dein Leben so ein, dass es viele, ja überaus viele Glücksmomente beinhaltet.

Zum menschlichen Leben gehört unbedingt Partnerschaft mit einem anderen Menschen. Betrachtet euch als zwei Rohdiamanten, die im zusammen leben, ihre Facetten heraus schleifen, damit ihr am Ende eurer Zeit zu strahlenden Diamanten geworden seid. Viel zu früh muss eh einer von euch beiden gehen, muss loslassen vom Partner und vom Leben. Dann bemerkt der zurück gebliebene schmerzlich den großen Verlust, und hält das unbegreifliche Geschehen für einen bösen Traum.

Leben können wir Menschen nicht begreifen – und den Tod erst recht nicht. Wir müssen beides nehmen wie es kommt. Unabänderlich ist für alle die Tatsache, dass Menschen durch das Tor des Lebens in die Welt kommen, und durch das Tor des Todes sie wiederverlassen. Die Zeit zwischen Kommen und Gehen nennen wir Leben. Was wir aus diesem Leben machen, liegt allein in unseren Händen,an unseren Wünschen,Hoffnungen,Sehnsüchten und Veranlagungen,und den daraus entstehenden Taten.


Die vorstehenden Gedanken sind nur ein Abriss 
über die großen Zusammenhänge des Lebens.
Sie entbehren jeglicher Vollständigkeit.

* * *

Ich wünsche allen Menschen, die durch das Tor des Lebens, 
in diese schöne, wunderbare Welt eintreten:

„Bon Voyage – (eine) Gute Reise!“

~ * ~

© Werner Leder

Der Schriftsteller Werner Leder schreibt über spirituelle und weltliche Themen.





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