Der Schriftsteller Werner Leder schreibt über spirituelle und weltliche Themen.
Ich sah dich auf dem Schulhof. Lange blonde Zöpfe umrahmten dein schönes Gesicht. Als unsere Blicke sich trafen blieben wir – fasziniert voneinander – wie angewurzelt stehen. Es war, als zuckten Blitze wie elektrische Schläge zwischen uns hin und her. In meinem Körper stiegen bis dahin nie gekannte Gefühle auf. Sie waren schön,aber sie sorgten auch für eine gewisse Unruhe in meinem Herzen. Jedoch waren sie voller Wärme und Licht und Sehnsucht nach etwas mir noch Unbekanntem. Eine mächtige Kraft zog mein zitterndes Herz zu dir. Ich kam dir näher,näher - und näher. Ich spürte deinen Atem,die Wärme deiner Haut. Verliebt schautest du mich an. Unsere Blicke trafen sich,sogen sich aneinander fest. Unsere Lippen lächelten erwartungsvoll.
Ich war dir nah,so nah wie ich noch niemals zuvor einem Mädchen war.
Ich berührte deine Hände.
Streichelte dein Haar.
Dein Blut wallte auf.
Dein Gesicht lief rot an.
Du begannst zu zittern.
Ich wollte etwas sagen.
Meine Stimme versagte.
Nur eins wollte ich –,
Nur eins.
Dich in meine Arme nehmen.
Dich fest an mich drücken.
Dich spüren.
Dich liebkosen.
Dich küssen – und mehr.
Ein unbändiges Verlangen hatte ich nach dir.
Nie gekannte Gefühle stiegen in mir auf.
Ich folgte ihrem Drängen.
Ich ergab mich ihrem Lauf.
Ich wurde schließlich ihr Opfer.
Der Ohnmacht nahe ließ ich mich in den Abgrund meiner neuen Gefühle fallen. Da spürte ich deinen vibrierenden Körper an meinem. Und augenblicklich zog ich dich – so stark nach dir verlangend – ganz nah an mich heran. Du klammertest dich fest an mich. Endlich fanden sich unsere sehnsuchtsvollen Lippen,und die Glut unserer aufgewühlten Gefühle entlud sich in heißen,nie enden wollenden Küssen. Und mehr und mehr,und immer wieder,küssten wir uns. Bis ich spürte, dass da noch mehr war. Das da etwas zu dir drängte, dass sein Verlangen auf einer anderen Ebene zu stillen versuchte. Es zog mich näher,intensiver an deinen zitternden Körper. Du spürtest das fordernde Drängen und die Kraft,die davon ausging dich besitzen zu wollen. Abrupt drehtest du dich aus meinen Armen und fingst an zu lachen.
Erst war ich geschockt,dann verblüfft über dein Verhalten. In meinem Inneren revoltierten die aufgewühlten Gefühle und fuhren Achterbahn mit mir.
Da gabst du mir einen Kuss mitten auf meinen geöffneten Mund und sagtest:Tschau, Benny. Mir war als hätte ich das alles nur geträumt.
Ich schüttelte mich wie ein begossener Pudel,rieb mir mit beiden Händen über die Augen,schnappte nach Luft,und so schnell wie ein Blitz kamen meine Gefühle wieder zurück ins normale Leben.
„Omnia vincit amor“
Alles bezwingt die Liebe!
Sogar den Verstand!
© Werner Leder